Das Jahr 2024 – Kräfte bündeln, um zu fördern
Die Allianz Foundation ist im November 2022 aus einem Zusammenschluss der Allianz Umweltstiftung und der Allianz Kulturstiftung hervorgegangen. Sie begreift sich als Teil jener umfassenden gesellschaftlichen Neuorientierung, die es braucht, um Wandel wirksam zu gestalten.
Diese Neuorientierung spiegelt sich auch in der kontinuierlichen Arbeit an der Strategie der Allianz Foundation. 2024 wurde das besonders an der Vielzahl von Kooperationsprojekten sichtbar, die wir als Stiftung unterstützt und initiiert haben. Die strategische Bündelung von Finanzen, Kräften und Ressourcen erhöht den Mehrwert für die geförderten Projekte und hilft, die gemeinsamen Ziele und die Mission der Stiftung zu verwirklichen: bessere Lebensbedingungen für die kommenden Generationen zu schaffen. Beispielhaft stehen dafür Projekte wie der Fonds „Vereint für Demokratie“, der Culture of Solidarity Fund, der Earthquake Solidarity Fund, der Media Development Fund, der Media Forward Fund oder die Neueröffnung des Hauses für Journalismus und Öffentlichkeit Publix in Berlin. Die Stiftung stärkt eine lebendige Zivilgesellschaft und schafft neue Verbindungen – sei es in ihren Förderprogrammen oder im Rahmen von Kooperationsprojekten.
Unsere Vision: Bessere Lebensbedingungen für die kommenden Generationen
Die Allianz Foundation arbeitet an der Schnittstelle der Herausforderungen, mit denen unser Planet und somit wir als Menschheit konfrontiert sind. Wir vertreten die Überzeugung, dass offene Gesellschaften, soziale Gerechtigkeit und eine lebenswerte Umwelt einander bedingen und entsprechend zusammengedacht werden müssen. Nur ein ganzheitlicher Blick kann zu Lösungen führen, die systemischen Wandel befördern.
Wir unterstützen Risktaker & Brückenbauende
Im Rahmen einer strategischen Analyse haben wir im vergangenen Jahr unsere Theory of Change erweitert. Die Förderung von sogenannten Risktakern – ein zentrales Anliegen seit der Gründung der Allianz Foundation – haben wir um den Begriff der Brückenbauer ergänzt. Gemeint sind damit Menschen, die im metaphorischen Sinn Verbindungen schaffen.
Unsere Theory of Change lautet nun: „(…) Um diesen Wandel voranzubringen, arbeiten wir mit sogenannten Risktakern und Brückenbauern zusammen – engagierten Menschen und Organisationen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Kunst und Kultur sowie Klimaschutz, die neue Wege einzuschlagen bereit sind, um bessere Lebensbedingungen für die kommenden Generationen zu schaffen. Drei Ziele stehen dabei im Fokus: Die Förderung von Chancengerechtigkeit. Der Einsatz für offene, vielfältige und widerstandsfähige Gesellschaften in Europa sowie die Bekämpfung des Klimawandels und die Bewahrung von Biodiversität.“
Dieser Erweiterung ging eine Analyse der Arbeit unser Förderpartner und unseres Netzwerkes voraus. Dabei hat sich neuerlich bestätigt, dass unsere Risktaker-Definition auf rund drei Viertel der Stiftungs-Partner*innen zutrifft: Ihr Einsatz für bessere Lebensbedingungen birgt erhebliche persönliche, finanzielle oder gesundheitliche Gefahren, außerdem Innovations- oder Reputationsrisiken. Das übrige Viertel der Geförderten sind Brückenbauende, die Begegnungen und Dialoge fördern, Reflexionsräume schaffen oder wissenschaftliche Ergebnisse verständlich für die Öffentlichkeit und Politik aufbereiten.
Unter Risktakern verstehen wir Menschen und Organisationen, die für eine lebenswertere Welt Wagnisse eingehen. Ihr Einsatz gilt offenen, diversen und klimagerechten Gesellschaften. Sie verlassen vorgezeichnete Pfade und tradierte Denkmuster, um neue Wege in eine nachhaltigere Zukunft zu erproben. Ihr Engagement birgt Risiken: Neue Ideen können scheitern oder auf Widerstand stoßen. Viele Risktaker erleben Diskriminierung oder persönliche Angriffe – was sich negativ auf ihre Lebensumstände oder ihre Gesundheit auswirken kann.
Brückenbauende sind Menschen und Organisationen, die Lösungsansätze zum Erhalt der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen fördern, indem sie Begegnung und Dialog ermöglichen, Reflexionsräume schaffen oder wissenschaftliche Ergebnisse verständlich für Öffentlichkeit und Politik aufbereiten.
Als Allianz Foundation fassen wir unsere Ziele in drei Leitsätze, die unsere zentralen Strategiebereiche beschreiben:
• For empowered people
• For open societies
• For a living planet
Martin Kotynek
Gründungsgeschäftsführer des Media Forward Fund über die Allianz Foundation
Zusätzlich haben wir 2024 die Bedarfslagen unserer Förderpartner*innen analysiert und daraus fünf übergreifende Wirkungsziele abgeleitet. Grundlage waren Einzelinterviews und Fokusgruppengespräche mit mehr als 160 Förderprojekten und Partnern, die das Study-Team der Allianz Foundation durchgeführt hat. Die Leitfrage lautete: „Wie sehen gute Bedingungen für eure Arbeit in der Praxis aus?“
Das Ergebnis: Die Förderung und operative Arbeit der Allianz Foundation ist fortan – unabhängig vom jeweiligen Handlungsfeld – auf folgende Wirkungsziele ausgerichtet:
1. Risktaker und Brückenbauer haben genügend (Schutz-) Räume und verlässliche Netzwerkstrukturen für ihr Engagement.
2. Risktaker und Brückenbauer sind persönlich besser gegen engagementbezogene Risiken geschützt.
3. Risktaker und Brückenbauer sind organisatorisch besser aufgestellt.
4. Risktaker und Brückenbauer nehmen konsequent am öffentlichen Diskurs und politischen Entscheidungsprozessen teil.
5. Politik und Gesellschaft verstehen zivilgesellschaftliches Engagement und Aktivismus als zentrale Bestandteile einer wehrhaften Demokratie.
Die Handlungsfelder der Allianz Foundation
Im Strategieprozess, der zur Gründung der Allianz Foundation führte, haben wir einzelne Handlungsfelder innerhalb unserer strategischen Kernbereiche definiert. Diese Handlungsfelder wurden 2023 und zu Beginn des Jahres 2024 weiter präzisiert, um sie den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen.
„Von Haltung zur Handlung!“ Unter diesem Motto haben die Allianz Foundation und ProjectTogether im Frühjahr 2024 gemeinsam den Vereint für Demokratie Fonds initiiert – vor dem Hintergrund der größten Demonstrationen für Rechtsstaatlichkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Geschichte der Bundesrepublik. Unbürokratisch und schnell wurde so die Arbeit von gemeinnützigen Institutionen und Initiativen unterstützt, die sich besonders wirksam für Demokratie und gegen Extremismus einsetzen – deutschlandweit oder im Netz.
Für den Fonds haben sich Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Philanthropie zusammengetan. „Vereint für Demokratie“ ist aus einem Zusammenschluss mit dem Business Council for Democracy (BC4D), Scholz &Friends, Charta der Vielfalt e. V. sowie weiteren Initiativen aus der Zivilgesellschaft entstanden und bündelt Spenden von Unternehmen, Stiftungen und sonstigen Organisationen.
Nach dem Start im Frühjahr 2024 konnten schon im Mai in einer ersten Förderrunde Gelder an 31 regionale und bundesweite Organisationen vergeben werden. Die Stiftung erhielt hierfür Spenden und Zuwendungen in Höhe von 0,955 Mio. Euro von Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen.
geförderte Organisationen
finanzielle Mittel in der ersten Runde des Fonds vergeben
Ein Fokus der Förderung lag auf Projekten in Thüringen, Sachsen und Brandenburg, den drei ostdeutschen Bundesländern, in denen im Sommer und Herbst 2024 Landtagswahlen stattfanden. Gefördert wurden Organisationen, die kurzfristig wirksame Aktivitäten umzusetzen und ihre bereits bestehende, zum Teil langjährige Arbeit verstärken konnten – wie beispielsweise das Kulturbüro Sachsen e.V., das Aktionsbündnis Brandenburg oder die Initiative Weltoffenes Thüringen.
Auch über die erste Förderrunde hinaus bleibt der Bedarf an niedrigschwelliger und vertrauensbasierter Unterstützung bei zivilgesellschaftlichen Organisationen unvermindert hoch. Im Herbst 2024 startete der Fonds deshalb in eine zweite Runde, in der weitere 40 Organisationen gefördert werden konnten.
Ein Überblick über alle geförderten Initiativen ist auf der Homepage des Bündnisses zu finden.
“Mit dem Fonds Vereint für Demokratie wurden Projekte ermöglicht, die den demokratischen Diskurs stärken und politische Teilhabe fördern. Besonders beeindruckte mich die konsequente Fokussierung auf nachhaltige Wirkung und die vielfältigen Impulse, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt bereichern. ”Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Jury-Mitglied des Vereint für Demokratie Fonds
"Morgen fängt heute an“ – das ist die Botschaft des Movers of Tomorrow Awards.
Die Allianz Foundation hat 2024 zusammen mit Partner*innen einen Preis für junges Engagement gestiftet: Der Movers of Tomorrow Award würdigt den Einsatz junger Menschen für Chancengerechtigkeit, offene Gesellschaften und einen lebendigen Planeten. Verliehen wurde er am 15. November im Berliner Allianz Forum an 54 Engagierte zwischen 16 und 24 Jahren. Der Preis setzt ein kraftvolles Zeichen, indem er den Handlungsmut und das gesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein einer jungen Generation sichtbar macht.
Impuls für den Movers of Tomorrow Award war die Überlegung: Was bewegt junge Menschen – und wie können wir diejenigen stärken, die sich für eine gerechtere Zukunft einsetzen? Als Ausgangspunkt diente die Engagement-Studie „The Movers of Tomorrow?“ der Allianz Foundation aus dem Jahr 2023, die belegte, dass jeder siebte junge Mensch sich bereits engagiert – und die Hälfte der Befragten sich gerne mehr engagieren möchte.
Die 54 Preisträger*innen wurden in einem deutschlandweiten Nominierungsverfahren von Initiativen und anderen Engagierten, Familienmitgliedern oder Bekannten vorgeschlagen und stellten sich in Kurzvideos vor. In einem anschließenden Online-Voting wurden die Projekte mit den meisten Stimmen zu Finalist*innen des Awards gekürt. Eine unabhängige Jury wählte im Vorfeld der Preisverleihung zusätzlich zehn Movers of Tomorrow, die sie für ihr herausragendes Engagement auszeichnete.
junge Preisträger*innen aus ganz Deutschland
Jury Preisträger*innen
Stimmen im Online-Voting
für die Preisträger*innen
Mitteleinsatz Movers of Tomorrow Award
Der Movers of Tomorrow Award fördert auch die Vernetzung der jungen Menschen untereinander. Beim Movers Workshops im Anschluss an die Preisverleihung und darüber hinaus trägt der Gemeinschafts-Gedanke in einem Alumni-Netzwerk Früchte.
Mehr Informationen zum Award hier.
“Der Award die Möglichkeit gegeben, über meine eigenen Grenzen hinauszuwachsen, neue Perspektiven kennenzulernen und wertvolle Kontakte mit Menschen zu knüpfen, die ähnliche Werte teilen. ”Keisha Boakye, Preisträgerin 2024
Der Titel unserer regulären Förderausschreibung lautete 2024 „Fixing what’s broken. Together!“ Adressiert waren Projekte, die gesellschaftlichen Spaltungen und ökologischen Krisen entgegenwirken. Mit über 1,5 Millionen Euro wurden engagierte Akteur*innen aus den Bereichen europäische Zivilgesellschaft, Kunst und Kultur sowie Klima und Umwelt gefördert, deren Arbeit für Solidarität, Gemeinschaftssinn und Respekt steht. Während Autoritarismus, Diskriminierung, ideologische Lagerbildung, mediale Polarisierung sowie die Ausbeutung planetarer Ressourcen in besorgniserregendem Maße zunehmen, geben die insgesamt 11 geförderten Projekte Anlass zur Hoffnung: Sie zeigen, wie es gelingen kann, unter wachsendem Druck Netzwerke zu behaupten und an neuen vertrauensvollen Bündnissen zu arbeiten. Lernen Sie die Projekte hier kennen.
© Unsplash/ Henri Lajarrige Lombard
Der Culture of Solidarity Fund – 2020 von der European Cultural Foundation ins Leben gerufen und von der Allianz Foundation unterstützt – ist ein flexibler, schneller Fördermechanismus für gesamteuropäische Belange. Dahinter steht ein Zusammenschluss von über 20 Partnerorganisationen, die ihre Mittel und Kräfte bündeln. Der Fonds reagiert mit seinen Initiativen auf die wachsenden Spannungen innerhalb Europas und hält mit Solidarität dagegen. Die 11. Ausgabe des Culture of Solidarity Fund förderte 2024 transnationale Initiativen, die Wähler*innen zur Teilnahme an den Europawahlen mobilisierten. Angesichts des Erstarkens von Extremismus und Populismus setzt der Fonds ein Zeichen: Für demokratische Teilhabe, für ein vereintes Europa und für eine offene Debattenkultur. Mehr Informationen hier.
“Die Zusammenarbeit im Rahmen des Culture of Solidarity Fund war ein Teil unserer Antwort auf die wachsende Frustration vieler Europäer*innen im Vorfeld der EU-Parlamentswahlen – durch gezielte Förderungen für Initiativen, deren Projekte Hoffnung stiften, zum Mitmachen anregen und eine pro-europäische Haltung stärken.”Philipp Dietachmair, Programmleiter der European Cultural Foundation
Vom 18. bis 20. April 2024 fand in Berlin eine der regionalen Ausgaben des EYE (European Youth Event) statt – ausgerichtet vom European Youth Parliament (EYP) in Zusammenarbeitet mit dem Europäischen Parlament und Partnerorganisationen wie der Allianz Foundation. Über 1.200 junge Menschen aus ganz Europa kamen in Berlin zusammen, weitere 500 nahmen digital teil. Das Ziel war, gemeinsam Europa zu entdecken, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu stärken. Im Vorfeld der Europawahlen 2024 gab die Veranstaltung den Teilnehmer*innen den Raum, mit politischen Entscheidungsträger*innen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und untereinander in Kontakt zu kommen. Das Programm von EYE Berlin umfasste Workshops, Debatten und Trainings in unterschiedlichen Formaten.
Für die Umsetzung der Vision hat die Allianz Foundation bereits 2022 drei Flagship-Programme aufgelegt, die das reguläre Förderprogramm ergänzen: das Allianz Foundation Fellows Programm, die Allianz Foundation Hubs – mehrjährige institutionelle Kooperationen mit regional vernetzten Partnerorganisationen – sowie die Allianz Foundation Study, die Forschungs-Reihe der Stiftung. Im Jahr 2024 wurden diese Programme weiterentwickelt. Hier lesen Sie mehr zu den Höhepunkten unserer operativen Programmarbeit.
Allianz Foundation Hubs
Allianz Foundation Study
Allianz Foundation Fellows
Allianz Foundation Movers of Tomorrow Award
Mit ihrem eigenen Forschungsbereich, der Allianz Foundation Study, stellt die Allianz Foundation fundierte Daten bereit, die neue Perspektiven öffnen – als Grundlage für alle, die in Politik, Zivilgesellschaft und Kultur mutig vorangehen wollen. So werden engagierte Akteur*innen bei ihrem Einsatz für mehr Chancengerechtigkeit, offene Gesellschaften und wirksamen Klimaschutz gezielt unterstützt.
Im Jahr 2024 wurde die Reihe weiterentwickelt durch:
Mit den Allianz Foundation Future Dialogues reagiert die Stiftung auf Bedarfe, die zuvor innerhalb ihres Netzwerks identifiziert wurden: Selbst gut vernetzten Risktakern fehlen häufig Kontakte zu Politik und Verwaltung, viele wünschen sich mehr direkten Dialog. Hier setzen die Dialogformate an: Sie bieten Raum für einen offenen und vertrauensvollen Austausch zwischen Zivilgesellschaft und Politik – mit dem Ziel, gesellschaftliche Spaltungen entgegenzuwirken und gemeinsames Handeln zu fördern.
Insgesamt wurden drei Zukunftsdialoge gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Partnern in Rom, Athen und Warschau organisiert. Knapp 60 Führungspersönlichkeiten aus Politik und Zivilgesellschaft diskutierten darüber, was es außer bürgerschaftlichem Engagement braucht, damit eine sozial gerechte Klimatransformation gelingt und die Demokratie gestärkt wird. Betont wurden unter anderem die Notwendigkeit einer stärkeren Abstimmung klimapolitischer Kampagneninhalte seitens der Zivilgesellschaft, sowie auch die Chancen, die sich aus der Europawahl 2024 für die Umsetzung des European Green Deal ergeben. Thematisch bezogen sich die Dialoge zudem auf die Ergebnisse der ersten Engagement-Studie der Allianz Foundation, ”The Movers of Tomorrow?” (2023). Die Studie zeigte, dass junge Menschen in Europa mit Sorge in die Zukunft blicken, aber auch aktiv Veränderungen herbeiführen.
Die Netzwerke, die während der Future Dialogues entstanden, wurden im Nachgang punktuell vertieft – zum Beispiel durch die gemeinsame Teilnahme an Klimakonferenzen, die die Teilnehmenden selbst organisierten.
Auf TikTok und in radikalen Telegram-Gruppen wird immer häufiger ein rückwärtsgewandtes Bild der Gesellschaft propagiert. Dazu gehören verklärende Erzählungen von einem Deutschland ohne Migration, vormodernden Geschlechterrollen und toxischer Männlichkeit sowie einem Klimaschutz, der sich der Wirtschaft unterordnet. Die Reichweite dieser Narrative ist enorm. Und sie haben Methode: Der Backlash gegen progressiven Wandel zielt darauf ab, die Bevölkerung zu spalten und das demokratische Fundament zu untergraben. Provokation und Tabubrüche sind Teil dieser Strategie. Doch warum wirkt sie auf einige Menschen anziehend, während andere scheinbar immun bleiben? Das Backlash-Forschungsprojekt der Allianz Foundation untersucht zwei zentrale Fragen: Inwiefern stoßen Backlash-Narrative und Mobilisierungsaktivitäten bei bestimmten Wählergruppen auf Resonanz? Und: warum ist dies der Fall, beziehungsweise nicht der Fall?
Das Forschungsprojekt will der europäischen Zivilgesellschaft ein Messinstrument in Form eines Fragenkatalogs als kostenloses „Warnsystem“ für populistischen Backlash zur Verfügung stellen.
Durchgeführt wird es in Zusammenarbeit mit dem Sinus-Institut, unterstützt wird es durch den renommierten Politologen Prof. Dr. Michael Zürn (Wissenschaftszentrum Berlin), den Backlash-Forscher Dr. Mahir Yazar (Universität Bergen) sowie die umfragemethodische Beratung des GESIS Leipniz-Instituts für Sozialwissenschaften (Dr. Ayline Heller). Perspektiven aus der Zivilgesellschaft werden im Zuge der Entwicklung des Instrumentes berücksichtigt.
Mit ihrem Allianz Foundation Fellowship-Programm unterstützt die Stiftung engagierte Risktaker und Brückenbauende, die mit innovativen Ideen und praxisnahen Lösungen auf die großen Herausforderungen unserer Zeit reagieren – ob in Gesellschaft, Kultur oder im Bereich des Umweltschutzes. Ihr Einsatz soll so gefördert werden, dass Raum für nachhaltige Veränderungen entsteht.
Unsere Fellows setzen sich für eine lebenswerte Welt ein und sind bereit, dafür Risiken einzugehen. Sie denken Hergebrachtes neu und gehen über die Grenzen von Disziplinen hinaus, um neue Wege in eine gerechtere Zukunft zu erproben. Sie engagieren sich künstlerisch, wissenschaftlich, zivilgesellschaftlich, in der Verteidigung von Menschenrechten ebenso wie im Umweltschutz oder Journalismus.
Das Programm zur Einzelförderung verschafft ihnen den Freiraum, sich unabhängig und innovativ mit Gerechtigkeitsfragen auseinanderzusetzen, Lösungen für soziale Probleme zu entwickeln und neue Ideen umzusetzen – gerade auch an der Schnittstelle der drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen. Die Fellows verknüpfen sich untereinander und werden Teil des europaweiten Netzwerks der Stiftung. Das Programm umfasst sowohl direkte Einzelförderungen durch die Allianz Foundation, als auch Kooperationen mit Partnern.
Yana Buhrer Tavanier
Allianz Foundation Fellow und Mitbegründerin von Fine Acts
Die erste Ausschreibung des Fellow-Programms aus dem Vorjahr stieß auf eine überwältigende Resonanz: Innerhalb weniger Wochen gingen 900 Bewerbungen aus 68 Ländern ein, von hoher Qualität und überwiegend im Einklang mit unseren Stiftungszielen. Aus den vielen Bewerbungen wurden mit Unterstützung unserer Jurys im ersten Jahrgang 12 Personen ausgewählt. Ein Beispiel für die Strahlkraft der Arbeiten unserer Fellows ist die Ausstellung „On the Vastness of Our Identities“ von Verdiana Albano auf dem weltweit bekannten Fotografie-Festival „Les Rencontres d’Arles“. Die Ausstellung beleuchtete 2024 afro-europäische Identitäten und bereitete die Bühne für vier weitere afro-europäische Künstler*innen, die zum ersten Mal die Reichweite des Festivals nutzen konnten. Ein weiteres bemerkenswertes Projekt war ASSEMBLED unseres Fellows Love Ssega – eine immersive Performance über zeitgenössische Formen der Versammlung, die in Zusammenarbeit mit dem Good Chance Theatre und der Royal Shakespeare Company im britischen Stratford-upon-Avon stattfand.
Das Auswahlverfahren wurde für die neue Kohorte im Jahr 2024 angepasst, ein aufsuchendes Verfahren mit Unterstützung durch unser Netzwerk eingeführt. Das Ziel: Einzelpersonenförderung mit Community-Empowerment zusammenzubringen.
Im Rahmen des Community Fellowships werden Fellows zusammen mit Menschen aus der eigenen Community unterstützt. Das erste Fellowship dieser Art ging 2024 an Sonia Nandzik, unsere langjährige Partnerin von ReFOCUS Media Labs. Sie hat gemeinsam mit Dawoud Nouri, Eli Fazlollah, Rasheed Galli und Sude Fazlollah den Podcast „Fractured“ ins Leben gerufen.
Mit einem weiteren Fellowship unterstützen wir die Entstehung nachhaltiger Strukturen schwerpunktmäßig im Bereich „socially engaged arts“. Die Architektin und politische Künstlerin Niovi Zarampouka-Chatzimanou aus Griechenland ist mit ihrem „Pavilion of Imagination“ ein Beispiel dafür.
Ebenfalls neu das Civic Journalism Fellowship, das wir zusammen mit dem Medienhaus Publix gestartet haben. Es fördert diversen Journalismus im Auftrag der Gemeinnützigkeit. Die kurdische Journalistin Nalan Sipar wurde 2024 als erste Civic Journalism Fellow ausgewählt.
Weiteres über unsere Allianz Foundation Fellows lesen Sie hier.
“Mit dem Team der Allianz Foundation und Esra Küçük als CEO zusammenzuarbeiten, bedeutete weit mehr als nur eine Kooperation – es war eine Lernerfahrung mit Menschen, die über den Tellerrand hinausblicken und mich auf diesem Weg begleitet haben.”Niovi Zarampouka-Chatzimanou, Allianz Foundation Fellow
Die Datteltäter Academy – auch 2024 von der Allianz Foundation gefördert – ist ein Fellowship Programm für Content Creator und Medien-Newcomer mit Migrationsgeschichte. Es zielt darauf ab, einen Safe Space für die Fellows zu schaffen, Klischees zu sprengen, neue eigene Narrative zu entwickeln und gemeinsames Lernen anzuregen.
Die türkisch-deutschen Koproduktions-Stipendien der Kulturakademie Tarabya Istanbul werden in Zusammenarbeit mit der Allianz Foundation vergeben. Es handelt sich um ein Residenzprogramm für Tandems von Künstler*innen und Kulturschaffenden aus der Türkei und Deutschland.
Die Kulturakademie – gelegen auf dem Gelände der historischen Sommerresidenz des deutschen Botschafters in Tarabya, auf der europäischen Seite Istanbuls – wird von der Deutschen Botschaft in Ankara betrieben, die kuratorische Verantwortung trägt das Goethe-Institut. Den Stipendiat*innen soll der Aufenthalt in Tarabya zur Inspiration und Weiterentwicklung ihrer Arbeit dienen.
Um den großen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen, braucht es bleibende Räume für lebendigen Austausch und starke Allianzen – und eine gemeinsame Vision. Entsprechend schaffen die Allianz Foundation Hubs ein Netzwerk, das mehr ist als die Summe seiner Knotenpunkte. Mit den Hubs fördern wir Organisationen, die gemeinsam an der Schnittstelle von Zivilgesellschaft, Kunst, Kultur und Klimaschutz arbeiten.
Die Allianz Foundation Hubs stehen für den europaweiten, grenz- und spartenübergreifenden Ansatz der Stiftung: Durch mehrjährige institutionelle Kooperationen mit regional vernetzten Partnerorganisationen – den Hubs – wird ein dezentrales, Landesgrenzen und Disziplinen überschreitendes Arbeiten möglich, das gleichzeitig auf lokale Herausforderungen reagieren kann.
Dank der langfristigen Strukturförderung kann sich jeder Hub institutionell und programmatisch weiterentwickeln und regionale Verbindungen mit Partnern und Graswurzel-Bewegungen aufbauen. Zugleich kooperieren die Hubs miteinander – im Kontext gemeinsamer Projekte und Programme, durch Peer Learning und Personalaustausch. Die Vision ist ein organisches, lebendiges und lernfähiges Ökosystem.
Das Jahr 2024 markierte einen Meilenstein für das Programm: Durch die Aufnahme der neuen Hubs INLAND in Spanien und Recyclart in Belgien umspannt das Netzwerk jetzt fünf Knotenpunkte – und war direkt so aktiv wir noch nie.
Roel Forceville
für das Team des Allianz Foundation Hubs Recylart
Im Jahr 2024 startete die zweijährige Reihe „Mini-Summits“ des Netzwerks der Allianz Foundation Hubs. Jedes der fünf Hubs ist dabei einmal Gastgeber für die anderen vier. Gemeinsam entwickeln sie ein Programm mit öffentlichen und internen Bestandteilen – und verbinden so gemeinsame Programmarbeit mit Vernetzung. Los ging es im Juni 2024 in Palermo, gefolgt von einem Programm im September 2024 in Prizren.
Der zweite Mini-Summit in Prizren fand im Rahmen des 10-jährigen Jubiläums der Autostrada Biennale statt. Die Organisation blickt trotz ihrer jungen Geschichte schon auf eine beeindruckende Entwicklung zurück: Von einer alle zwei Jahre stattfindenden Kunstausstellung zu einem ganzjährig aktiven Produktions- und Ausbildungshub, das seit 2024 in zwei großen Hangars auf dem ehemaligen NATO-Gelände in Prizren beheimatet ist.
The co-directors of Autostrada in front of the second Hangar: Vatra Abrashi, Leutrim Fishekqui and Barış Karamunco (from middle to left) at the 10th anniversary celebration © Tuğhan Anıt / Elmedina Arapi
Ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man in Zeiten schrumpfender Räume für die Zivilgeschafft dennoch wachsen und gedeihen kann.
Das Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion im Februar 2023 mit mehr als 50.000 Toten und Millionen von Vertriebenen war die schlimmste Naturkatastrophe in der jüngeren türkischen Geschichte. Auch Zivilgesellschaft und Kultur wurden massiv in Mitleidenschaft gezogen. Um sie zu unterstützen, haben die Allianz Foundation, ihr Hub-Partner in Istanbul, Postane, und die European Cultural Foundation (ECF) im Jahr 2024 den Earthquake Solidarity Fund aufgelegt. Er fördert und vernetzt Projekte und Organisationen in der Region, die einen Fokus auf die Stärkung der Rechte von Frauen und der kommenden Generationen legen.
Autostrada Biennale, Prizren, Türkei
Fondazione Studio Rizoma, Palermo, Italien
Postane, Istanbul, Türkei
INLAND, Spanien
Recyclart, Brüssel, Belgien
Die Allianz Foundation fördert in ihren Strategiebereichen People, Society und Planet Projekte in Europa und dem Mittelmeerraum, die ein zivilgesellschaftliches, ökologisches oder künstlerisch-kulturelles Anliegen haben und auf systemischen Wandel zielen. Wir unterstützen diese Initiativen zum einen im Rahmen unseres regulären Allianz Foundation Förderprogramms mit der alljährlichen Ausschreibung. Darüber hinaus fördern wir Partner*innen durch Drittmittel- bzw. Kooperationsprojekte sowie im Zuge von anlassbezogenen Calls und Maßnahmen im Bereich des Collective Fundings und durch unser Kleinstförderprogramm.
Die Auswirkungen des Klimawandels, die Diskriminierung von Menschen und die Bedrohungen für freie, diverse und demokratische Gesellschaften machen nicht an nationalen Grenzen Halt. Deshalb intensivieren wir als Allianz Foundation unser Engagement in einem europaweiten Netzwerk von Partner*innen und Förderprojekten. Besondere Schwerpunkte waren 2024 die Förderung von unabhängigem Journalismus durch gebündelte Finanzierungsmodelle (sog. Pooled Funding oder Collective Giving) sowie die Förderung von Projekten, die darauf zielen, gesellschaftliche Spaltung zu überwinden.
Zusammen waren die Allianz Foundation und ihre Partner*innen 2024 in 13 Ländern und europaweit aktiv. Insgesamt haben wir im Jahr 2024 74 Projekte mit einem Volumen von 5,6 Millionen € gefördert. Seit dem Launch der Allianz Foundation im Jahr 2022 haben wir somit 128 Projekte mit einem Volumen von insgesamt 9,9 Millionen Euro gefördert.
Spenden, davon 5 Mio. € Spende der Allianz SE
Erträge aus der Vermögensverwaltung
Drittmittel
Unsere reguläre Förderausschreibung stand 2024 unter dem Titel „Fixing what’s broken. Together!“ Mit 1,58 Millionen Euro haben wir 11 Projekte gefördert, die gesellschaftlichen Spaltungen und ökologischen Krisen entgegenwirken und für Solidarität, Gemeinschaftssinn und Respekt stehen. Engagierte Akteur*innen aus den Bereichen europäische Zivilgesellschaft, Kunst und Kultur sowie Klima und Umwelt wurden darin unterstützt, widerstandsfähige Strukturen aufzubauen, sie zu sichern und für eine gerechtere Zukunft zu kämpfen.
Die Fördersumme für Projekte lag 2024 zwischen
und
Projectname | Details |
---|---|
Garden(s) of refuge people | Details |
Karsi society | Details |
LET'S FIX IT planet | Details |
Tomorrow is already built society | Details |
Culture of Solidarity Fund – Earthquake Solidarity Fund society | Details |
Transforming the way we build planet | Details |
SiNEMAplural people | Details |
Safeguard EU Decarbonisation planet | Details |
Kulturpass people | Details |
Chios Music Festival 2025 society | Details |
Hope Home – НАДІЯ people | Details |
False promise of recycling planet | Details |
Correctiv.EUROPE society | Details |
Datteltäter Academy people | Details |
3. Bibliothekspolitischer Kongress dbv society | Details |
Green Transition in Europe planet | Details |
May Ayim Fonds society | Details |
Journalists Civic Space society | Details |
Equinox – beyond punitive migration policy people | Details |
Culture of Solidarity Fund – Democracy Resilience Edition society | Details |
Mission Wertvoll society | Details |
Türkisch Deutsche Koproduktionsstipendien Tarabya people | Details |
All of them are gone society | Details |
Konteksty Postartistic Congress planet | Details |
Cross-border journalism society | Details |
Klimaschutz braucht Vielstimmigkeit society | Details |
What would James Baldwin do? people | Details |
Media Development Investment Fund society | Details |
Media Forward Fund society | Details |
Wetbeings planet | Details |
Creativity Pioneers Fund people | Details |
ausARTen 2024 people | Details |
Coalition for Climate Responsibility planet | Details |
Gory Literature - Mountains of Literature society | Details |
Climate Helpdesk planet | Details |
Publix society | Details |
The Questions people | Details |
Songs of Radical Kindness people | Details |
Rat für digitale Ökologie planet | Details |
Utopia Talks people | Details |
Die Rederei – Pressefreiheit society | Details |
Golden Age people | Details |
Private Land to Public Park society | Details |
Show more
Adama Sanneh
CEO Moleskine Foundation
Zad: Miles for Connection
In den vergangenen Jahren sind viele Künstler*innen aus dem arabischsprachigen Raum nach Europa migriert, wo sie mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert werden. Dazu zählen Isolation, eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten, Sprachbarrieren und unvertraute künstlerische Produktionsprozesse. Zad: Miles for Connection ist ein von Ettijaht initiiertes Unterstützungsprogramm, das Kunstschaffenden hilft, diese Hindernisse zu überwinden und ihre Stimmen in den kulturellen Diskursen ihrer neuen Heimat hörbar zu machen.
Das Programm erleichtert es Künstler*innen außerdem, an Festivals, Ausstellungen, Aufführungen und anderen künstlerischen Veranstaltungen teilzunehmen, damit ihre Werke ein breiteres Publikum in ganz Europa erreichen.
“Dank der Finanzierung durch die Allianz Stiftung waren wir in der Lage, die vielfältigen Stimmen von Künstler*innen aus dem arabischen Raum, die nach Europa migriert sind, zu verstärken und kritische Räume zu schaffen, die jene Narrative der Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit bekämpfen, die in Europa und weltweit auf dem Vormarsch sind.”Abdullah Alkafri, geschäftsführender Direktor Ettijahat - Independent Culture
RECLAIM – Für die Rechte von LGBTQ+-Personen in Europa
Mit dem Projekt RECLAIM stärkt die Allianz Foundation die Rechte von LGBTQ+-Personen in Europa. Genutzt werden dafür die Ressourcen und die juristische Architektur der EU. Angesichts der Zunahme von queerfeindlichen Gesetzen und gezielten Diffamierungskampagnen in vielen europäischen Ländern verfolgt RECLAIM drei Hauptziele: Die Mobilisierung des Europäischen Gerichtshofs zum Schutz von LGBTQ+-Rechten, die Anwendung neuer EU-Haushaltsregeln zur Sanktionierung von Mitgliedstaaten, die LGBTQ+-Personen diskriminieren sowie die Ausbildung einer neuen Generation von Menschenrechtsverteidiger*innen. Das Projekt fördert Aktivist*innen, unterstützt strategische Klagen, nimmt Hassnetzwerke ins Visier und will den Schutz von LGBTQ+-Personen als demokratisches Anliegen der EU verankern.
“Eure Unterstützung – und euer Ansatz auf der lokalen Ebene – ist so selten. Ohne die Allianz Foundation wären Performances wie unsere kaum möglich. Und es geht nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern auch um die Anerkennung, dass Kunst eine wichtige Brücke für schwierige und schmerzhafte gesellschaftliche Themen ist. Wenn es dadurch Raum gibt für Themen, die verboten, vergessen oder von der Agenda gestrichen wurden – weil sie Verantwortung einfordern – dann gibt uns das Hoffnung. Hoffnung, die wir fast verloren hatten.”Andrej Nosov, Direktor und Gründer von Heartefact - ein Förderprojekt aus dem Strategiebereich Society
Tomorrow Is Already Built
Die Baubranche ist sowohl für einen Großteil der Treibhausgasemissionen, des Ressourcenabbaus und des Abfallaufkommens verantwortlich, als auch für Bodenversiegelung und den Verlust von Biodiversität. Obwohl immer mehr gebaut wird, können sich viele Menschen Wohnraum und Raum für Kultur inzwischen nicht mehr leisten. Unser Förderprojekt Tomorrow Is Already Built: Renegotiating the Future of Our Urban Space setzt sich für eine Bauwende ein. Es zielt auf eine Neuverhandlung von Räumen und eine Transformation des Baubestands, um dadurch soziale und ökologische Potenziale freizulegen. Das diskursive und performative Veranstaltungsprogramm entsteht in Kooperation zwischen der Berliner Zeitschrift für Architektur und Urbanismus ARCH+, der Europäischem Bürgerinitiative HouseEurope!, des Brüsseler Architekturmuseums CIVA, der Münchner Initiative JustizzentrumErhalten/ AbbrechenAbbrechen und des Münchner PATHOS theaters. Weiterer Kooperationspartner ist die Hans Sauer Stiftung.
“Dank der Förderung mobilisieren wir zentrale Akteur*innen der Bauwende und stärken ein wachsendes Ökosystem für klimagerechtes Bauen.”Bauhause Erde - ein weiteres Förderprojekt der Allianz Foundation aus dem Strategiebereich Planet
Die Allianz Foundation setzt ihre Fördermittel auch zusammen mit den Geldern von Partnerorganisationen ein, um Ressourcen sinnvoll zu bündeln. Beispielprojekte sind der Vereint für Demokratie Fonds, der Culture of Solidarity Fund, der Earthquake Solidarity Fund, der Media Development Fund, der Media Forward Fund, die Koproduktionsstipendien mit der Kulturakademie Tarabya oder die Neueröffnung des Medienhauses Publix in Berlin.
Darüber hinaus hat 2024 der European Climate Hub seine Arbeit fortgesetzt. Die Initiative – 2022 zusammen mit der Climate Imperative Foundation gestartet – unterstützt Partnerorganisationen, die gemeinschaftlich Beiträge zur Umsetzung des European Green Deal und zur Bekämpfung der Klimakrise leisten. Das verbindende Ziel ist eine Gesellschaft, die Ressourcen effizient nutzt und bis 2050 klimaneutral wird. Dieser Übergang soll sozial gerecht und wirtschaftlich erfolgreich gestaltet werden. Der European Climate Hub förderte Projekte, die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen, konkrete Veränderungen vor Ort anstoßen, fortschrittliche Ideen unterstützen und neue Allianzen in Europa schmieden.
Regenerative Building Alliance: Transformation statt Abriss
Das Projekt treibt die Transformation des Bau- und Gebäudesektors voran. Im Zentrum steht die Bauwende Allianz, ein Netzwerk von über 200 Akteur*innen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, die gemeinsam an konkreten Projekten für zukunftsfähiges Bauen und soziales Wohnen arbeiten.
Ein zentrales Vorhaben war das Policy Lab zur Einführung von Lebenszyklus-THG-Grenzwerten in Deutschland, das im April in Berlin stattfand – dabei geht es um die Treibhausgas-Emissionen während aller Phasen, die ein Gebäude vom Entwurf bis zur Entsorgung durchläuft. Rund 40 Vertreter*innen aus Industrie, Planung, Verwaltung und Forschung kamen zusammen, um Strategien für die Einführung ambitionierter Grenzwerte im Rahmen der EU-Gebäuderichtlinie zu entwickeln. Internationale Impulsgeber*innen aus Dänemark, Finnland, Spanien und Österreich brachten ihre Erfahrungen ein. Ziel war ein inklusiver, praxisorientierter Prozess, der regulatorischen Fortschritt, industrielle Machbarkeit und Klimaschutz vereint.
Mit dem KulturPass stellt die Bundesregierung seit 2023 allen in Deutschland lebenden Jugendlichen zum 18. Geburtstag ein persönliches Kultur-Budget zur Verfügung.
Die Allianz Foundation entwickelte in Kooperation mit der Beauftragen der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) eine Social Media Kampagne, um den KulturPass noch bekannter zu machen und die Nutzungszahlen unter Menschen mit formal niedrigeren Bildungsabschlüssen bis Ende 2024 zu erhöhen. Dafür wurden eigens produzierte Beiträge mit Social Media Creators auf Instagram und TikTok veröffentlicht.
Zur Erinnerung an James Baldwin: Das von der Allianz Foundation geförderte Festival „What would James Baldwin do?“ feierte vom 6. bis 8. September 2024 den Romanautor, Essayisten, Dramatiker, Poeten und Menschenrechtsaktivisten James Baldwin im Literarischen Colloquium Berlin sowie im Haus der Kulturen der Welt. Wenige Schriftsteller*innen übten über Generationen hinweg einen solchen Einfluss auf die Gesellschaft aus wie der 1987 verstorbene US-Amerikaner.
Drei Tage lang widmeten sich zahlreiche Veranstaltungen den vielen Facetten von Baldwins Werk: der Prosa, die ihn zum Weltstar machte, den ebenso bekannten lyrischen Texten, seinen Theaterstücken, den Filmen, für die er vor der Kamera stand und der Musik, die ihn inspirierte. Das Festival lud mit Lesungen, Diskussionsrunden und Theaterperformances dazu ein, unsere Gegenwart im Werkspiegel eines großen Dichters und Denkers zu betrachten.
Kapitel 05
Die Allianz Foundation setzt sich für klimagerechte Gesellschaften ein. Um diesem Ziel näher zu kommen, hat die Stiftung 2024 eine eigene Klimastrategie mit dem Titel Beyond Net Zero entwickelt. Damit übernehmen wir Verantwortung für die Klimaauswirkungen unserer Aktivitäten. Die Strategie wird in einer zweijährigen Pilotphase zusammen mit Expert*innen und Partner*innen getestet. Sie bleibt aber auch ein offenes Konzept, das Raum für neue wissenschaftliche Erkenntnisse bietet.
Mit der Klimaverantwortungsstrategie Beyond Net Zero will die Allianz Foundation transparent und im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens und der Agenda 2030 ihren bestmöglichen Beitrag zum Erreichen der globalen Netto-Null-Ziele leisten. Die Strategie baut auf bestehenden Konzepten zum sogenannten Climate Contribution-Modell auf und entwickelt sie weiter – entsprechend dem Tätigkeitsfeld und Verantwortungsbereich einer gemeinnützigen Förderstiftung.
Die Strategie umfasst fünf Schritte. Basis ist die Berechnung der Treibhausgas-Emissionen (THG-Emissionen) nach dem Greenhouse-Gas-Protocol (GHG-Protocol). Unser Fokus liegt darauf, die Hauptquellen der THG-Emissionen zu identifizieren und zu beziffern, um möglichst schnell wirksame Maßnahmen zur Reduzierung entwickeln zu können. Auf die verbleibenden Emissionen erheben wir einen Preis, der sich an den Klimaschadenskosten einer Tonne CO2-Äquivalente (CO2 e) orientiert. Mit diesen Mitteln sollen Initiativen und Projekte im Bereich Klimaschutz (sog. Climate Contributions) unterstützt werden, die auf das globale Ziel von Netto-Null-Emissionen einzahlen.
Um diesen Ansatz zu verstetigen, hat die Allianz Foundation das Projekt „Coalition for Climate Responsiblity“ initiiert. Unter der Leitung des unabhängigen NewClimate Institute analysieren derzeit Experten*innen die Herausforderungen bei der Umsetzung – insbesondere für Stiftungen – und entwickeln darauf aufbauend einen Leitfaden. Das Projekt umfasst Dialogformate mit Experten*innen anderer Organisationen, Stiftungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen.
In unserem Team kommen vielfältige fachliche Qualifikationen, verschiedene Sprachen und interkulturelle Erfahrungen zusammen. Wir vereinen unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven. Zum Jahresende 2024 beschäftigte die Stiftung 19 Mitarbeitende. Unsere Programm- und Projektleiter*innen verstehen sich als Bündnispartner*innen derjenigen, die Risiken eingehen, um die Welt von morgen schon heute gerecht zu gestalten. Sie verfügen über enge Verbindungen in Kunst und Kultur, die europäische Zivilgesellschaft sowie den Umwelt- und Klimasektor – und setzen ihre Perspektiven ein, um mehr Wirkung zu erzielen. Um diese Verbindungen fruchtbar zu nutzen, haben wir unsere Strategiebereiche entsprechend ausgerichtet. Alle Abteilungen wirken an den Schnittstellen der Felder "For empowered people", "For open societies", "For a living planet". Zusätzlich arbeiten Teammitglieder im Vorstandsbereich, der Kommunikationsabteilung und in der Verwaltung. Lernen Sie hier das Team kennen.
Im Jahr 2024 wurde eine neue Stelle in der Allianz Foundation geschaffen: Unser Eventmanagement wird in Zukunft die internen und externen Veranstaltungen vorbereiten und begleiten, die Ausrichtung des Allianz Foundation Summits federführend koordinieren und bei der Ausrichtung des „Movers of Tomorrow Awards“ unterstützen.
Mitarbeitende
Vollzeitäquivalente/FTEs
2 Mio. Euro hat die Stiftung für Sach- und Personalkosten in der Administration aufgewendet – Mittel, die nicht direkt den fördernden oder operativen Projekten zugeordnet sind.
Darüber hinaus binden wir externe Fachexpertise und lokale Kompetenz ein, beispielsweise über unsere Allianz Foundation Hubs in verschiedenen Ländern. Renommierte Expert*innen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Medien begleiten unsere Studien im Research Advisory Board und sind Mitglied in unseren Jurys. Mit ihnen arbeiten wir eng zusammen, um die geeignetsten Projekte und Partnerorganisationen auszuwählen und zu begleiten.
Kapitel 07
Die Allianz Foundation ist eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Rechtssitz in München. Sie steht unter der Stiftungsaufsicht der Regierung von Oberbayern. Die Geschäftsstelle befindet sich im Allianz Forum am Pariser Platz in Berlin.
Die Stiftung verfügt über ein Kapital von insgesamt 100 Millionen Euro. Die Allianz Foundation finanziert sich aus den daraus resultierenden Erträgen. Sie erhält, beginnend im Jahr 2022, daneben eine jährliche Spende der Allianz SE in Höhe von 5 Millionen Euro bis einschließlich 2031. Darüber hinaus verfügt die Stiftung über Drittmittel aus Förderungen und Kooperationen mit weiteren Partnern.
Insgesamt verfügte die Allianz Foundation 2024 über Gesamteinnahmen in Höhe von 10,2 Millionen Euro.
Umbrüche im Jahr 2024
Die Arbeit der Stiftungsorgane war im vergangenen Jahr von Umbrüchen in Kuratorium und Vorstand geprägt. Bis Oktober 2024 wurde die Allianz Foundation von Esra Kücük als CEO geleitet. Für die Zusammenführung der Allianz Kulturstiftung und der Allianz Umweltstiftung zur Allianz Foundation sowie für die inhaltliche Ausrichtung auf zentrale gesellschaftliche Zukunftsthemen gebührt ihr Dank.
Nach ihrem Ausscheiden übernahm Michael Greser, als neu ernannter CFO, übergangsweise die Funktion des CEO. Mit dem Amtsantritt des neuen CEO Christian Humborg Anfang April 2024 kehrt Michael Greser in seine Rolle als CFO zurück.
Vorstand
Kuratorium
Das Kuratorium trat im Berichtsjahr 2024 am 19. Juni, am 30. September, am 11. Oktober, am 22. Oktober, am 12. Dezember und am 19. Dezember zusammen.
Jahresabschlüsse und Datenschutz
Der Jahresabschluss 2024 der Allianz Foundation wurde von RHS Rein Hambrecht Singer GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Steuerberatungsgesellschaft, München, geprüft und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen.
Zur Sicherstellung der Einhaltung des Datenschutzes und zur Erfüllung der Aufgaben gemäß Art. 39 der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) arbeitet die Allianz Foundation mit 2B Advice GmbH, Bonn, zusammen.
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