SUPERRR LAB – gerechte und inklusive digitale Zukünfte

In was für einer Welt wollen wir zukünftig leben? Welche Rolle sollen digitale Technologien dabei spielen? Und wie können wir gemeinsam gerechte und vielfältige Zukunftsvisionen gestalten? Lesen Sie hier den Blogbeitrag von Nandita Vasanta, Project Lead bei SUPERRR LAB.

26. Juli 2023

Logo Superrr Lab © Superrr Lab

Es ist an der Zeit, der Apokalypse eine Abfuhr zu erteilen – zumindest für diesen Moment. Nicht aus Ignoranz oder falschem Optimismus, im Gegenteil. Wir sind der Überzeugung, dass Ungleichheiten aufgezeigt, Ungerechtigkeiten und ausbeuterische Systeme benannt werden müssen. „To make something manifest, can be enough to cause a disturbance“ („Etwas aufzuzeigen kann genügen, um eine Störung zu erzeugen“), so die Wissenschaftlerin Sara Ahmed. Wir wollen Störungen, Risse und Irritationen erzeugen, um Raum für neue Ideen und Wissensformen zu schaffen. Angesichts der vielen Krisen und Herausforderungen unserer Zeit laufen wir Gefahr, abgestumpft oder ohnmächtig zu werden. Stattdessen wollen wir uns fragen, wie wir den drängenden Fragen unserer Zeit begegnen können, um gerechte und lebenswerte Visionen unserer Zukunft zu erschaffen: „We have to enact the world we are aiming for: nothing less will do“ („Wir müssen die Welt, die wir anstreben, auch verkörpern und (aus)leben; nichts weniger wird genügen“), sagt Ahmed. Aber um das zu tun, müssen wir auch wissen, wie diese Welt aussehen kann und soll.

Als feministische Organisation haben wir von SUPERRR Lab es uns zur Aufgabe gemacht, das Potenzial neuer Technologien für die Gesellschaft zu erforschen und weiter zu denken. Mit einem intersektional feministischen Ansatz möchten wir die Digitalisierung ganzheitlich betrachten, um oft unsichtbare Machtstrukturen, unausgesprochene Narrative und systemische Zusammenhänge sichtbar zu machen. Es geht darum, bestehende Innovationsnarrative in Frage zu stellen – das Mantra höher, schneller, weiter, das auf Kosten von Mensch und Umwelt geht, durch gerechter, nachhaltiger und inklusiver zu ersetzen und Werte wie Kollaboration, Umsicht und Gerechtigkeit ins Zentrum dieser neuen intersektional feministischen Digitalisierung zu rücken.
 

“Without leaps of imagination, or dreaming, we lose the excitement of possibilities. Dreaming, after all, is a form of planning.”
Gloria Steinem

Wir wollen nicht nur die Unzulänglichkeiten der uns umgebenden Systeme und Strukturen sichtbar machen, sondern auch etwas dagegen tun. Indem wir alternative und radikale Perspektiven, Visionen und Erzählungen über die Zukunft gestalten, stellen wir den Status quo in Frage und öffnen einen Raum der Möglichkeiten und des Was-wäre-wenn. Damit füllen wir eine Leerstelle in der digitalen Zivilgesellschaft. Einem Bereich, in dem es eine Vielzahl an Watchdogs und Advocacy Organisationen gibt, die Policy-Prozesse begleiten, auf Missstände aufmerksam machen, den Finger in die Wunde legen und Aufklärungsarbeit leisten.
 
Im Rahmen unserer Stipendienprogramme unterstützen wir Individuen und Kollektive dabei, alternative und noch wenig beachtete Zukunftsperspektiven zu erforschen und Technologien zu entwickeln, die den unterschiedlichen Bedürfnissen von Menschen tatsächlich gerecht werden. In unserem letzten Stipendienprogramm The New New wurden Sprachassistenten ohne Gender-Stereotype entworfen. Jugendliche in Paris haben mit Hilfe von Minecraft skizziert, wie ihr Zuhause – die Banlieues – in Zukunft aussehen könnte. HammamRadio hat einen sicheren Raum für die arabischsprachige FLINTA Community geschaffen, in dem sie über Feminismus, Queerness und gesellschaftliche Tabus sprechen konnten. Und vieles mehr.

Gleichzeitig untersuchen wir in unserer Forschungsarbeit die sozialen Auswirkungen von Technologien und geben Handlungsempfehlungen für Politik und Gesellschaft – etwa durch das Konzept einer feministischen Digitalpolitik. Unser Ziel ist es, eine Welt zu ermöglichen, in der jede Person an einer demokratischen Gesellschaft teilhaben und vom technologischen Fortschritt profitieren kann.
 

Kurzbeschreibung

SUPERRR LAB

SUPERRR LAB ist eine feministische Organisation und ein Netzwerk, das an der Schnittstelle zwischen Technologie und Gesellschaft arbeitet. Wir stellen uns gegen den Mangel an Perspektiven in Politik, Forschung und Technologie und entwickeln alternative Visionen und Projekte mit dem Ziel, eine gerechtere Zukunft zu schaffen. Das Risktakers Fellowship - Daring to shape new digital futures haben SUPERRR LAB und die Allianz Foundation gemeinsam entwickelt. Mehr Informationen.

Wir sind der Überzeugung, dass die Zukunft etwas ist, das wir gemeinsam tun und über das wir gemeinsam nachdenken sollten. Sie zu gestalten ist eine Praxis, die ständige Entwicklung erfordert – und die am besten gelingt, wenn wir zusammenarbeiten und uns gegenseitig stärken und unterstützen. Deshalb arbeiten wir gemeinsam mit Menschen aus der Zivilgesellschaft und Technologiebranche, gemeinnützigen Organisationen und öffentlichen Einrichtungen, politischen Entscheidungsträger*innen, Künstler*innen und anderen kreativen Menschen daran, gerechtere Technologien zu erforschen und neue Erzählungen zu ermöglichen. Durch unsere Arbeit verbinden wir verschiedene Interessengruppen und möchten der Vielzahl an Stimmen und Perspektiven Raum und Sichtbarkeit geben.

Als feministische Gemeinschaft ist es unser Ziel zu zeigen, dass wünschenswerte Zukünfte möglich sind, wenn wir uns trauen, (noch) unbekannte Pfade des Denkens und Handelns zu erkunden – durch die Gründung neuer Programme, die Durchführung von Kampagnen, die Schaffung von Gemeinschaftsräumen oder den Bau von Dingen, die die Welt zu einem besseren Ort machen. Diese unterschiedlichen Initiativen, Projekte und Menschen schaffen ein Netzwerk, in dem sich vielfältige Wissenspraktiken verbinden und Synergien erzeugen. Diese Form des Austauschs, „these acts of spreading the word, are world making“ („das Teilen dieses Wissens, erschafft Welten“), so Ahmed. In diesem Sinne: spread the word!

Ein Foto von Maja Göpel

Unser neuer Fellow Maja Göpel: Mutiges Wissen und beherztes Wollen verbinden

Foto von Idil Baydar wie sie mit einem Duden im Arm eine Grimasse schneidet.

Unser neuer Fellow Idil Baydar: mit kritischen Fragen und Humor den Integrationsalptraum zerschlagen

Makan Fofana

Unser neuer Fellow Makan Fofana: Mastermind des Turfurism

Four women are sitting in a park on a blanket and are watching and learning while one of them is showing them how to spin.

Vier Monate in Tarabya

Alternative Text missing

ASSEMBLED: Performance & Wahllokal der Zukunft

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"On the Vastness of our Identities" – Fotoausstellung zu afro-europäischen Identitäten

Die Allianz Foundation Fellows