Die Allianz Foundation Fellows

In ihrem Fellowship-Programm fördert die Allianz Foundation Risktaker, die sich ideenreich und lösungsorientiert mit den drängenden Herausforderungen unserer Zeit befassen. Hier können Sie unsere aktuellen Fellows und unsere Alumni kennenlernen.

19. Dezember 2024

A man in a mass costume is standing on the street leaning at a wall

Fellows 2023 & 2024

Missstände überwinden: Unsere aktuellen Fellows

Unsere Fellowships richten sich an Menschen, die jenseits der Norm nach neuen Ansätzen suchen, um Missstände zu überwinden. Sei es im Kontext ihres künstlerischen Schaffens, ihrer zivilgesellschaftlichen Initiative, ihres wissenschaftlichen Arbeitens – oder an der Schnittstelle dieser Felder.

Die Fellows der Allianz Foundation werden in der Regel über einen Zeitraum von zehn Monaten gefördert. Im Zuge des Stipendiums entwickeln sie Kunstwerke, Veranstaltungsformate, Plattformen, Prototypen, neue Narrative und vieles mehr. Die Fellows bilden ein europaweites Netzwerk, das auch über die individuelle Förderung hinaus Bestand hat und wächst. Durch ihre Zusammenarbeit mit anderen Initiativen der Allianz Foundation – wie den Allianz Foundation Hubs – entstehen kreative Synergien.

Die Fellows sind Partner*innen der Allianz Foundation in ihrem Einsatz gegen Nationalismus und Ausgrenzung, für Chancengerechtigkeit, Offenheit und eine lebenswerte Umwelt.

Unsere neuen Fellows 2024/2025

Selma Selman: Kunst als Instrument des Widerstands

Unsere Allianz Foundation Fellow Selma Selman ist eine weltweit bekannte Künstlerin und Aktivistin, deren Arbeit darauf abzielt, Frauen zu schützen und zu fördern, insbesondere von Frauen aus marginalisierten Gemeinschaften. Als Tochter eines bosnischen Romni nutzt sie ihre eigenen Erfahrungen von Ausgrenzung und Diskriminierung, um eine zeitgemäße und praktische Form des politischen Widerstands zu entwickeln.

Ein zentrales Anliegen ihrer künstlerischen und sozialen Praxis ist es, die Stimmen marginalisierter Frauen zu verstärken und Räume für kritischen Dialog zum Thema Diskriminierung zu schaffen. Ihre Vision ist es, Geschichten und Erfahrungen der Widerständigkeit von Vertriebenen – insbesondere Frauen – sichtbar zu machen. Langfristig möchte Selma Selman durch Kunst, Forschung und Technologie zu einem tieferen Verständnis des kollektiven menschlichen Erlebens im Kontext globaler Migration beitragen.
Selmans Arbeiten spiegeln die alltäglichen Kämpfe gewöhnlicher Menschen wider. Sie bedient sich verschiedener Medien wie Performance, Malerei, Fotografie und Video, um sowohl ihren individuellen Körper als auch ihren sozialisierten Körper zu schützen und zu vertreten.

Eines ihrer zentralen Projekte ist Get The Heck To School, eine Initiative zur Förderung der Grundschulbildung von Roma-Mädchen in Bosnien. Mithilfe von Stipendien, die durch den Verkauf ihrer Kunstwerke finanziert werden, hat Selman bereits 60 Kinder unterstützt. 
Während des Allianz Foundation Fellowships plant Selma Selman Strategien aus der zeitgenössischen Aktivismus-Praxis, mediale Netzwerke und theoretische Ansätze zu nutzen, um Kunst als Instrument des Widerstands und der Reflexion weiterzuentwickeln. Ihr Ziel ist es, aufzuzeigen, wie Menschen mit begrenzten Ressourcen kreative Wege finden können, um strukturelle Gewalt zu hinterfragen und ihr entgegenzuwirken.

Selma Selman sits in her exhibition full of car pieces

Selma Selma © Rüka Hegyhüti

“Meine Kunst ist eine strategische und direkte Herausforderung an die Systeme und Kräfte, die strukturelle Gewalt ermöglichen und aufrechterhalten und die das Leben der Unterdrückten erschweren.”
Selma Selman
The artist is deconstructing motherboards during a exhibition

Selma Selman's "Motherboards" 2023 © MarkoIliü

An exhibition with flowers made of car pieces

Selma Selman's "Flowers Of Life" 2024© Norbert Migulet

A vide installation with Selma Selman speaking to the audience

Selma Selman's "Crossing The Blue Bridge" 2024 © Hendrik Zeitler

A portrait of Alona Karavai

Alona Karavai © Oleh Samoilenko

Alona Karavai: Kulturarbeit in Kriegszeiten

Alona Karavai ist Kulturmanagerin, Kuratorin und Essayistin sowie Mitbegründerin des Projektraums Asortymentna Kimnata, des Residenzhauses Khata-Maysternya und der Kunstmedienplattform post impreza. Ihre künstlerische Tätigkeit begann im Zentrum für zeitgenössische Kunst IZOLYATSIA in Donezk, wo sie Residenzen für Künstler*innen und Gemeinschaftsprojekte kuratierte. Nach ihrer Flucht aus Donezk mit ihrer kleinen Tochter im Jahr 2014 baute sie ihr Leben und ihre kulturelle Arbeit in Iwano-Frankiwsk, im Westen der Ukraine, neu auf. Dort gründete sie ein Residenzhaus für Künstler*innen, eine gemeinnützige Galerie und ein Archiv für ukrainische Kunst und arbeitete mit Einheimischen, Neuankömmlingen und Vertriebenen zusammen.

Seit der Invasion der Ukraine durch Russland 2022 konzentriert sich Alona Karavai auf Not-Künstler*innenresidenzen, die Evakuierung privater Kunstsammlungen und die Organisation von Ausstellungen zeitgenössischer ukrainischer Kunst in ganz Europa. Ihre Arbeit widmet sich Randgebieten, Abwesenheit und lokalen Kunstgemeinschaften, wofür sie 2023 mit dem renommierten Kairos-Preis ausgezeichnet wurde. Diese mittlerweile über 100 Residenzen boten mentale Freiräume, professionelle Kontakte und die Gelegenheit zur kreativen Erneuerung in Kriegszeiten.

Während ihres Allianz Foundation Fellowships möchte Alona Karavai internationale Kolleg*innen treffen, globale Perspektiven gewinnen und die Zusammenarbeit über die Ukraine hinaus fördern. Sie arbeitet derzeit an zwei Schlüsselprojekten: der Unterstützung von Künstler*innen bei der Wiedereingliederung ins zivile Leben nach dem Militärdienst sowie der Wiederverbindung von in der Ukraine verbleibenden und im Exil lebenden ukrainischen Kunst- und Kulturschaffenden, um Zusammenarbeit und den Wiederaufbau künstlerischer Gemeinschaften zu fördern.

“Ich kann nicht mein ganzes Leben lang vor dem Russischen Imperium (das einem faschistischen Imperium ähnelt) davonlaufen, ich muss mit meinen Mitteln und auf meine Weise Widerstand leisten.”
Alona Karavai
A man is looking thorugh a lighted lens during an exhibition

"Slightly darker days" von Yurii Izdryk © Taras Telishchak

A woman is painting on a wall during an exhibition

"Mental siege" von Vitalii Hrekh (August 2024) © Taras Telishchak

People are ineracting with a light installation during an exhibition

"Playing with Safety" (Sence of Safety Programm 2024) © Taras Telishchak

Anuscheh Amir-Khalili: Feministische Netzwerke stärken

Unsere Fellow Anuscheh Amir-Khalili ist eine leidenschaftliche Anthropologin und Frauen*rechtlerin, die sich intensiv mit der Beziehung zwischen Menschen, Gemeinschaft und Natur auseinandersetzt. Auf der Suche nach heilsamen Alternativen zu patriarchalen Strukturen hat sie mit ihrer NGO Flamingo ein Netzwerk geschaffen, das geflüchteten Frauen* und Kindern geschützte Räume für Traumabewältigung und Entfaltung bietet. Ein Beispiel hierfür ist der Heilkräutergarten Hevrin Xelef, den sie 2019 mit dem Flamingo-Team gegründet hat. Inspiriert wurde sie dabei durch das Schwesternprojekt im Frauendorf Jinwar in Rojava. Dieser transkulturelle Gemeinschaftsgarten bietet nicht nur Heilkräutermedizin, sondern auch Workshops, Beratungen und einen Ort, an dem Wissen ausgetauscht wird.

Die eigene Fluchterfahrung prägt Amir-Khalilis Arbeit ebenso wie ihr Engagement für geflüchtete Frauen*. Ihr Ziel:Gemeinschaften stärken und traditionelles Wissen über Heilung und Natur bewahren. Sie entwickelt eine Vernetzungsstruktur, um geflüchteten Frauen*, insbesondere an den EU-Außengrenzen, kostenlosen Zugang zu Heilmedizin zu ermöglichen. So entstand die Idee von interaktiven Heilkräuterapotheken, die von Frauen* für Frauen* geschaffen werden. Diese verbinden Wissen über Natur, Traumata und Heilung und ermöglichen Austausch sowie Selbstermächtigung.

Anuscheh stands in a garden full of herbs and smiles

Anuscheh Amir-Khalili © Philip Leutert

“Patriarchale Strukturen erschweren die Verarbeitung von Traumata und die Heilung. Wir geben marginalisierten Frauen* Raum für Trauer, Resilienz und Selbstermächtigung.”
Anuscheh Amir-Khalili
Anuscheh Amir Khalili stands in front of a instrument where herbs are drying

Anuscheh Amir-Khalili während eines Workshops zu Heilkräutern in Qamishli, Rojava © Flamingo

Gleichzeitig dokumentiert Anuscheh Amir-Khalili ihre Reisen und Begegnungen, um das gesammelte Wissen in Artikeln und einem Kunstbuch festzuhalten. Damit möchte sie Frauen*organisationen und ihren Aktivismus weltweit sichtbar machen.

Anuscheh Amir-Khalilis Vision ist es, mit ihrer Arbeit feministische Netzwerke weiter zu stärken und dabei die Verbindung zur Natur zu fördern. Sie ist eine Brückenbauerin zwischen Kulturen und ein Vorbild für nachhaltige, von Frauen* getragene Initiativen.

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Global Citizen Prize Gewinnerin Anuscheh Amir-Khalili unterstützt Geflüchtete | Global Citizen Prize 2022

A picture of Nalan Sipar

© Manuel Krug

Nalan Sipar: Unsere Civic Journalism Fellow

Nalan Sipar möchte die deutsche Medienlandschaft umkrempeln. Ihr Motto: Diverser Journalismus im Auftrag der Community. Im Sinne der ganzen Gesellschaft. Seit Mai 2024 ist die Journalistin und Politikwissenschaftlerin Teil des Allianz Foundation Fellow-Programms. Im Rahmen des Fellowships, das in Kooperation mit dem Publix, dem neuen Haus für Journalismus und Öffentlichkeit in Berlin vergeben wird, arbeitet Sipar an der Entwicklung und Umsetzung verschiedener Formate zur Diversifizierung der deutschen Medienlandschaft.

Mit 15 Jahren kam die kurdische Journalistin nach Deutschland und baute eine erfolgreiche Karriere auf. Sie arbeitete für den WDR, Deutschlandfunk, die Deutsche Welle und SPIEGEL, moderierte Deutschlands erste deutsch-türkische Kindersendung „Kelebek“ und entwickelte Formate wie „Echt?!“ und „Im Ring mit Nalan“. Im November 2023 gründete sie den Digitalverlag MedyaN, der sich auf gemeinnützigen, deutsch-türkischen Journalismus spezialisiert und für seine innovative Medienarbeit vom Deutschen Journalistenverband ausgezeichnet wurde. Ab September 2024 wird Sipar neun Monate lang an dem Journalismus-Programm John S. Knight der Stanford University in Kalifornien teilnehmen und zur Diversität in der deutschen Medienlandschaft forschen. 

“Wir sind das Medium der Vielfaltsgesellschaft. Wir kommen aus der Community und machen Journalismus im Auftrag der Community, im Sinne der ganzen Gesellschaft.”
Nalan Sipar

Unser Allianz Foundation Fellow Nalan Sipar hat im Rahmen unseres Civic Journalism Fellowships ihre erste deutsch-türkische Talkrunde veröffentlicht. Mitten auf dem Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg diskutiert sie mit prominenten Stimmen aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft in ihrer ersten Sendung die Frage: „Warum wählen Deutsch-Türken die AfD?“. Hier geht es zur ersten Sendung:

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Niovi Zarampouka-Chatzimanou: Kunst als soziales Recht für alle

Aus ihrer tiefen Überzeugung heraus, dass Kunst ein soziales Recht für alle ist, arbeitet Niovi eng mit Bürger*innen, Initiativen sowie Kulturinstitutionen zusammen, um Dialog und Transparenz im Kulturbereich, der lokalen griechischen Kulturpolitik und Entscheidungsfindungs-Prozessen zu fördern. Während ihres Stipendiums mit der Allianz Foundation wird sich Niovi auf die Entwicklung des Pavilion of Imagination konzentrieren. Dieser soll einen Raum für Diskussionen und partizipative Praktiken schaffen. Niovi will es ermöglichen, dass Bürger*innen, Kunstschaffende, Kuratierende, Kulturschaffende und Kollektive gemeinsam eine Kunstinstitution entwerfen, die die sich wandelnden zeitgenössischen Identitäten Athens, des Mittelmeerraums und Europas widerspiegelt.

Niovi Zarampouka-Chatzimanou ist Architektin und Co-Direktorin von Counterpoints, einer gemeinnützigen Organisation in Griechenland, die an der Schnittstelle von Vertreibung, Klima, sozialer Gerechtigkeit und mentaler Gesundheit arbeitet.Ihre Arbeit mit sozialen und politischen Kunstprojekten, befasst sich außerdem mit Themen wie Identität, Migration, Engagement und öffentlichem Raum.

A picture of Niovi Zarampouka-Chatzimanou

© Ilirida Musaraj

The team is psoing for a group picture

Das Team von ‘Fractured’ © ReFOCUS Media Labs

Eli, Dawoud, Doug, Rasheed, Sonia & Sude: Unsere ersten Community Fellows

Die Allianz Foundation fördert erstmals ein ganzes Team im Rahmen eines Community Fellowships. Sonia und Douglas Herman, unsere langjährigen Partner von ReFOCUS Media Labs, haben gemeinsam mit Dawoud Nouri, Eli Fazlollah, Rasheed Galli und Sude Fazlollah den Podcast „Fractured“ ins Leben gerufen. Ob Menschenrechtsverletzungen in griechischen Flüchtlingslagern, das anonyme Sterben auf der Balkanroute oder das britische Abschiebeabkommen mit Ruanda – der Podcast scheut keine kritischen Themen und gibt denjenigen eine Stimme, über die zu oft nur gesprochen wird. Er informiert aus erster Hand zu Themen rund um Flucht und Migration. 

Hier geht es zu allen Folgen des Podcast (EN). 

Die Allianz Foundation unterstützt ReFOCUS auch im Rahmen unserer Kooperation mit dem neu eröffneten Publix Berlin.

Über ReFOCUS Media Labs: ReFOCUS Media Labs baut ein globales Netzwerk von Medienschulen auf, um Geflüchteten Medienkompetenzen zu vermitteln. Die sogenannten Labs bieten eine Gelegenheit für Student*innen, um ihre Arbeiten zu präsentieren, ihre Geschichten zu erzählen und eine Berufsausbildung anzustreben. Derzeit betreibt ReFOCUS Labs in Lesbos, Athen und Krakau. 

“Wir wollen den Stimmen aus einem kaputten Asylsystem Gehör verschaffen und die Betroffenen hören.”
Fractured-Team

Unsere Fellows 2023 bis 2024

“Meine ultimative Vision ist es, eine Welt zu schaffen, in der Gerechtigkeit nicht nur ein Wort, sondern Realität für alle ist.”
Magid Magid
“Wenn wir spielen, wollen andere mitmachen - das Spiel gibt uns das dringend benötigte Gefühl, des "wir schaffen es".”
Yana Buhrer Tavanier über das Konzept des Playtivism
“Wir sollten Kunst nutzen, um Menschen zu erreichen, die von den gegenwärtigen sozialen Systemen ausgegrenzt werden.”
Love Ssega

Ihre Ansprechperson: Alban Genty

Haben Sie Fragen zu unseren aktuellen Fellows? Dann wenden Sie sich bitte an Alban.

Alban Genty entwickelt Formate im Fellowship-Programm der Allianz Foundation und ist für das Risktakers Fellowship zuständig. Daneben ist er für Projekte im Bereich der europäischen Zivilgesellschaft, besonders zu Fragen von Rechtsstaatlichkeit, unabhängigen Journalismus und Tech, zuständig.

alban.genty@allianzfoundation.org

A portrait of Allianz Foundation project manager Alban Genty

Alban Genty © Marcel Wogram