Ixchel ist in der Maya-Mythologie die Göttin der Fruchtbarkeit und steht für die Zyklen des Mondes, die Geburt, Schwangerschaft, Medizin, weibliches Handwerk und Krieg. Sie ist Namensgeberin der „Casa de Medicina Ixchel", dem Haus der traditionellen Medizin.
Es befindet sich in Chimalhuacán, außerhalb der Nordostgrenze von Mexiko-Stadt, an einer wenig befahrenen Straße. Das warmherzig begrünte Grundstück besteht aus kleinen einstöckigen Häusern, zwei Schwitzhütten aus Lehm (Temazcal), einer Küche, einem Wohnbereich, einer Heilkräuterapotheke, einem Unterrichtszimmer für angehende Hebammen sowie einem medizinischen Behandlungsraum.
Umgeben von Kakteen, Pflanzen, Äckern und dem heiligen Ahuehuete-Baum, der als Brücke zwischen der Unterwelt und der Erde gilt, wird hier das Wissen weitergegeben, das über Generationen hinweg von den Hebammen der Indigenen Gemeinschaften bewahrt wurde.
Hier erzählt mir Maestra Partera Amparo, die Gründerin des Hauses, ihre Geschichte. Die Geschichte, die mit ihrer verstorbenen Mutter Aida Araceli Soto Monzon beginnt.
Wie sie einst als junge Frau aus Chiapas als Arbeiterin in die Hauptstadt emigrieren musste. Wie sie unter gesundheitsschädlichen Bedingungen und unterbezahlt in einer Textilfabrik arbeitete. Der Lohn reichte gerade mal für eine kleine Unterkunft und etwas Essen.
Mitgebracht hatte sie auch ihr wertvolles Wissen über die Versorgung von Schwangeren sowie Säuglingen und Hilfe bei Frauenleiden. In der Heilung von gynäkologischen Beschwerden und in der Unterstützung von Geburten sah sie ihre Berufung.
So trotzte Aida Araceli Soto Monzon der Müdigkeit und der Herausforderung des ungewollten Neuanfangs und fing an - es waren die 80er - für Straßenmädchen in ihrer Nachbarschaft da zu sein. Sie half jungen Frauen, die ungewollt schwanger wurden, bei einer Abtreibung oder bot ihre Hilfe bei anderen weiblichen Problemen an. Sie war für Sexarbeiterinnen da, passte nachts auf deren Kinder auf, ging tagsüber in der Fabrik arbeiten, um nach der Lohnarbeit Mädchen und Frauen zu behandeln und zu heilen, die von der offiziellen Gesundheitsversorgung ausgeschlossen wurden.
Hier gebar sie auch Amparo, die von klein auf mitgenommen wurde und zusah, was ihre Mutter, eine Maestra Partera, eine Hebammen-Meisterin, täglich leistete. Das Wissen ihrer Mutter aufsaugend, zog Amparo als Lehrerin und Lernende durch das Land, lernte von den Mayas und kam schließlich nach fast zwanzig Jahren zurück nach Chimalhuacán, wo sie zusammen mit Mitstreiterinnen die Hebammenschule aufbaute, die 2018 ihre Tore öffnete.