Outernational: EXT INC / REMEMBER ME

Transtraditionelle Konzertreihe: Wir erleben eines der größten Artensterben der Geschichte. Doch nicht nur Spezies, auch Sounds, Sprachen und Musiken verschwinden. Das Projekt „EXT INC / REMEMBER ME“ der Konzertreihe „Outernational“ spürt diesen Prozessen nach.

A psychedelic x-ray picture of a moth or butterfly sitting on a plant

Outernational 2022 © Alexander Binder

Projektbeschreibung

Outernational

Wie klingt eine Kunstmusik, die sich in Exil und Diaspora ihren multiplen, hybriden Einflüssen stellt? Wie lösen wir hörend Vorstellungen vom Eigenen und Fremden auf? Wie spiegeln Konzertprogramme eine offene Gesellschaft in ihrer Vielstimmigkeit? „Outernational“ ist eine europäische Konzertreihe, die sich mit transtraditioneller Musik beschäftigt: Ob in einer Session zwischen Barock, persischer Klassik und elektronischer Komposition oder mit dem Trickster Orchestra, das Musiker*innen aus verschiedenen Traditionen zu einer neuen Klangsprache verbindet.

Den Konzerten voran geht eine umfassende künstlerische Recherche, die nicht nur Szenen und aktuelle, musikalische Entwicklungen aufspürt, sondern auch Fragen des „Musicking“, d.h. der Aufführungspraxis und Kontextualisierung, in den Blick nimmt. Ziel ist es, neue Räume für herausragende Künstler*innen fernab des Mainstreams zu öffnen. Sie werden von der Kuratorin Elisa Erkelenz im engen Dialog mit den Künstler*innen entwickelt.

Rund um jedes Konzert entsteht im VAN Magazin Outernational ein eigener, digitaler Schwerpunkt mit Hintergründen zu Musik, Instrumenten und den beteiligten Künstler*innen. Mehr über Outernational.

“Outernational ist eine der wenigen Organisationen, die Künstler*innen die ultimative Freiheit geben, sich auf ihre eigene Weise auszudrücken. Anstatt den Musiker*innen Möglichkeiten zu bieten, die sie auf die konventionelle und vordefinierten Formen des Musikmachens beschränken würden, erlaubt Outernational ihnen, frei über ihre Praxis und Rollen nachzudenken, spielerisch Risiken einzugehen und die Bedeutung des Musikmachens und künstlerischen Schaffens neu zu definieren.”
Aida Shirazi, Composer

Ein Outernational Konzert: EXT INC / REMEMBER ME

22. Dezember 2022 in Berlin, Radialsystem

Let's figure out
Ways to hope
Ways to love

Wir erleben in eines der größten Artensterben der Geschichte. Doch nicht nur Spezies, auch Sounds, Sprachen und Musiken verschwinden. Das Projekt „EXT INC / REMEMBER ME“ der transtraditionellen Konzertreihe „Outernational“ spürt diesen Prozessen gemeinsam mit den Komponist*innen Aida Shirazi und Emre Dündar und zwei Uraufführungen nach. Emre Dündar hat eine „Fakelore“ geschrieben, die sich verschiedenen Folklore Traditionen des türkisch-griechischen Raums nähert. Die junge iranische Komponistin Aida Shirazi eröffnet den Abend mit einer Soloperformance für Grillen und Elektronik und bezieht sich in ihrer Komposition auf Walt Whitmans „This Compost“ – ein Text, der das Lebendige in der Akzeptanz des Todes beschwört. Mit Vivaldis „La Folia“ – einem in der Musikgeschichte vielfach kompostierten Motiv – schwebt der Abend über dem Abgrund der Geschichte, bevor er mit dem zweiten Teil von Aida Shirazis neuer Komposition in der Hoffnung endet.

Outernational Listening Session

Eingeleitet wird der Abend von einer „Outernational Listening Session“, für die der Philosoph und Biologe Andreas Weber einen Essay zum Thema geschrieben hat, den er in einem Klangraum von Kirsten Reese erstmalig vorstellen wird.

Dazu schreibt Weber: „Insekten haben das Prinzip des Kompostierens zur Richtlinie der Biosphäre erhoben: Mache in deinem Körper das für andere fruchtbar, was du selbst genossen hast; bleibe nicht du, sondern veräußere dich beständig, verwandle dich von der Raupe in die Imago, leite den Nektar, den du trinkst, durch dein Fleisch in den Körper der Mehlschwalbe, die im Abendhimmel kreist. Insektensterben bedeutet das Ende der Metamorphose, und damit den Abschied vom Geschenk des Lebens. Aufhalten ließe es sich allein dadurch, dass wir wieder sähen, dass Hingabe, nicht Ausgrenzung, die Voraussetzung des Leben ist.“ 

Cast

Aida Shirazi, Composer, Electronics 
Emre Dündar, Composer, Midi Piano
Andreas Arend, Theorbo
James Banner, Bass 
Szilard Benes, Clarinet
Rebecca Beyer, Violin
David-Maria Gramse, Violin
Emil Kuyumcuyan, Percussion
Vladimir Waltham, Cello
Miguel Pérez Iñesta, Conductor
Elisa Erkelenz, Curation & Dramaturgy