ARCH+: Die Bauwende und die Neuverhandlung des öffentlichen Raumes

Die Baubranche ist maßgeblich an der Klimakrise beteiligt. Obwohl immer mehr gebaut wird, sind Räume für Wohnen und Kultur für viele nicht mehr leistbar. Vor diesem Hintergrund legt unser neues Förderprojekt von ARCH+ die sozialen und ökologischen Potenziale offen, die in der Transformation des Baubestands und der Neuverhandlung von Räumen liegen.

26. September 2024

A swimming pool on a roof in Sao Paulo is showing people swimming and resting at the pool on the top of the city

Paulo Mendes da Rocha und MMBB Arquitetos: Sesc 24 de Maio, Umbau eines Bürogebäudes in São Paulo © Ciro Miguel

Tomorrow Is Already Built

Projektbeschreibung

Die Baubranche ist sowohl für einen Großteil der Treibhausgasemissionen, der Ressourcenextraktion und des Abfallaufkommens, als auch für Bodenversiegelung und Verlust von Biodiversität verantwortlich. Obwohl immer mehr gebaut wird, können sich viele Menschen Wohnraum und Raum für Kultur inzwischen nicht mehr leisten. Vor diesem Hintergrund engagiert sich das Förderprojekt der Allianz Foundation Tomorrow Is Already Built: Renegotiating the Future of Our Urban Space für eine Bauwende. Ziel ist es, die sozialen und ökologischen Potenziale offenzulegen, die in der Transformation des Baubestands und der Neuverhandlung von Räumen liegen. Das diskursiv-performativen Veranstaltungsprogramm entsteht in Kooperation zwischen der Berliner Zeitschrift für Architektur und Urbanismus ARCH+, der Europäischem Bürgerinitiative HouseEurope!, des Brüsseler Architekturmuseums CIVA, der Münchner Initiative JustizzentrumErhalten/ AbbrechenAbbrechen und des Münchner PATHOS theaters. Weiterer Kooperationspartner ist die Hans Sauer Stiftung. Mehr über unseren Förderpartner ARCH+ erfahren Sie hier.

Wo und wann immer es möglich ist, sollten bestehende Räume genutzt, renoviert, angepasst oder erweitert werden. Denn die Reparatur und Pflege bestehender Gebäude kann auf nachhaltige Weise leistbaren Raum für Wohnen und Kultur schaffen. Abriss und Neubau hingegen sind sehr ressourcenintensive Vorhaben, die zur sozialen Verdrängung beitragen. Das Engagement für eine Bauwende ist dementsprechend ein wesentlicher Bestandteil des Engagements gegen die Klimakrise und für eine gerechte Transformation.

Das diskursiv-performative Veranstaltungsprogramm unseres Förderprojektes Tomorrow Is Already Built trägt das Thema Transformation bestehender Räume auf die europäische Ebene. Zusammen werden die Kooperationspartner einen mehrteiligen Verhandlungsprozess inszenieren, bestehend aus Workshops und einem Filmscreening zur „Beweisaufnahme“, einer Konferenz mit Expert*innen zur „Zeugenbefragung“ und einer performativen „Verhandlung“. Das Bild der Verhandlung führt vor Augen, dass der klimaschädliche und spekulative Umgang mit unserer gebauten Umwelt eine öffentliche Angelegenheit ist, die verhandelbar sein muss. 

“Wo und wann immer es möglich ist, sollten bestehende Räume genutzt, renoviert, angepasst oder erweitert werden.”
Daniel Kuhnert, ARCH+

Die Beweisaufnahme soll durch Workshops zum Umgang mit unserem Baubestand und einer Filmvorführung von The Demolition Drama von HouseEurope! Argumente, Erzählungen und Vorbehalte offenlegen, verständlich vermitteln und gemeinsam mit der Öffentlichkeit fachlich, aber auch anschaulich diskutieren. Die Zeugenbefragung in Form einer Konferenz im Architekturmuseum CIVA lädt Expert*innen aus ganz Europa dazu ein, sich über erfolgreiche Ansätze, aber auch wirtschaftliche, rechtliche und architektonische Hürden einer Praxis der Reparatur und Pflege auszutauschen. Den Abschluss des Projekts bildet die öffentliche Verhandlung im PATHOS theater. Dort sollen die erarbeiteten Ergebnisse performativ ausgehandelt werden und der behutsame Umgang mit unserer gebauten Umwelt verständlich und auch über ein Fachpublikum hinaus öffentlichkeitswirksam vermittelt werden. 

Der erste Workshop im Rahmen des Projektes findet statt am 9. Oktober 2024 an der VerhandelBar in der Sandstraße 47a, 80335 München. Mehr Informationen hier.
 

A crowd of people in front of the installation VerhandelBar

Mit einer künstlerisch-architektonischen Intervention, der VerhandelBar, engagierte sich ARCH+ zuletzt zusammen mit JustizzentrumErhalten/ AbbrechenAbbrechen und PointOfNoReturn im Rahmen von Public Art München für den Erhalt des vom Abriss bedrohten Strafjustizzentrums in München © Christin Büttner.